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    Bodenwerder

    NS-Zwangsarbeit

     

    Zahlreiche ausländische Personen lebten und arbeiteten während des Zweiten Weltkrieges im Raum Bodenwerder. An dieser Stelle können nur die größeren Lager und ‚Arbeitgeber’ angeführt werden.

    Industrie und Handwerk

    So waren die Rüstungsbetriebe in Bodenwerder geradezu auf die Arbeitskraft ausländischer Zwangsarbeiter angewiesen. So beschäftigte die Arminiuswerft 120 Ukrainer und außerdem italienische Kriegsgefangene sowie sowjetische Zivilarbeiter. 1943/44 siedelte sich zudem die Demag AG, Werk Harkort II, mit einem Teil ihres Betriebes auf dem Gelände an der Rühler Straße an, um zusammen mit der Arminiuswerft U-Bootsegmente zu produzieren. Ihre Belegschaft in Bodenwerder bestand überwiegend aus ausländischen Zwangsarbeitern. Eine Trennung der Arbeitskräfte zwischen beiden Betrieben ist heute nicht mehr möglich, ebenso ist die genaue Anzahl der Arbeitskräfte nicht bekannt. Auf dem gemeinsamen Betriebsgelände befanden sich mehrere Lager, in denen die Ausländer nach Nationen getrennt untergebracht wurden, es handelte sich v.a. um italienische Militärinternierte und einige Zivilarbeiter sowie „Ostarbeiter“ und einige russische Kriegsgefangene. Für ein Sonderkommando arbeiteten auf dem Gelände auch Belgier und Niederländer. Allein im zentralen Gemeinschaftslager befanden sich im Mai 1944 insgesamt 538 Arbeitskräfte. Weitere kamen in einzelnen Gebäuden auf dem Gelände unter, 15 Weißrussen zudem ab Ende 1940 in der Poller Straße 6 (zuvor HJ-Heim, 1970/71 abgerissen worden). Ein aus einem Konzentrationslager kommender Arbeiter erhängte sich Ende 1943, vermutlich aus Angst vor einer erneuten Einweisung in ein KZ. Das Essen in den Lagern war deutlich unzureichend; manchmal steckten deutsche Arbeiter den Ausländern heimlich Essen zu, auch versuchten diese, sich durch den Verkauf selbstgebastelter Sachen o.ä. etwas hinzuzuverdienen. Doch auch Misshandlungen sind vorgekommen, vier Italiener haben diese nicht überlebt, sie starben offiziell an „Lungenentzündung“. Arbeitskräfte wurden teils auch ‚verliehen’, so an das Kalkwerk Hehlen, den Stadtforst Bodenwerder und auch an Privathaushalte. Mit Abnahme der Produktion wurden ab Februar 1945 viele der ausländischen Arbeiter u.a. nach Holzen und Eschershausen verlegt oder durch das Arbeitsamt Alfeld (Landkreis Hildesheim) neu vermittelt.

    Darüber hinaus beschäftigte die auf Rüstungsproduktion umgestellte Holzwarenfabrik und Sägewerk Müller & Co. zahlreiche ausländische ArbeiterInnen. Zum Teil waren diese bei den an der Arminiuswerft in Bodenwerder gelegenen Lagerhallen der Firma untergebracht (einige Belgier und sechs Polen; ob die zehn Ukrainerinnen und einige Russen, die ebenfalls im Lagerbetrieb arbeiteten, dort untergebracht waren, ist nicht klar).

    Für die Rüstungsproduktion der Holzwarenfabrik „Aug. Müller“ in Kirchbrak wurden sieben FranzosInnen und 79 Ukrainerinnen eingesetzt. Eine Baracke für weitere 40 männliche Arbeiter lag seit 1944 vermutlich auf dem Gelände an der Lenne. Bereits seit 1940 lebten bis zu 80 „Ostarbeiterinnen“ in einem der beiden Lager am Ortsausgang Richtung Dielmissen; zwar gehörte das Lager der Gemeinde, wurde aber von der Fa. Müller & Co. betrieben; die Frauen versuchten sich durch Extraarbeiten auf den umliegenden Feldern Essen hinzuzuverdienen. Die Firma Müller & Co. war darüber hinaus Träger eines weiteren Lagers für 18 PolInnen im Ort.

    Ein im Vergleich kleinerer Rüstungsbetrieb war die Schiffswerft Oberweser GmbH in Bodenwerder. Ab 1942 unterhielt sie ein betriebseigenes Lager Am Mühlentor 13, in dem 15 Franzosen, sechs Niederländer und ein Belgier untergebracht waren.

    Während des Krieges beschäftigte auch die Bodenwerder Spinnerei „Reese Gebrüder“ ausländische ZivilarbeiterInnen – elf teils jugendliche Ukrainerinnen, fünf Niederländer und ein Russe. Erstere lebten im ehem. Anbau des Betriebes. Zuständig war für sie der Heizer der Firma, Bode, der sie stets unterstützte. In der Lederfabrik Heller in Hehlen mussten ab 1943 rund 50-70 teils jugendliche Ukrainerinnen Zwangsarbeit leisten; untergebracht wurden sie auf dem Werksgelände an der Gerberstraße. In der Erntesaison wurden sie teils an landwirtschaftliche Betriebe ‚verliehen’. Drei Mädchen versuchten zu fliehen. Neben ihnen arbeiteten noch ca. 50 Esten bei der Fa. Heller, sie waren vor der russischen Armee geflohen und sind somit nicht als Zwangsarbeiter, sondern als Flüchtlinge einzustufen.

    Ein weiteres Einsatzgebiet war der Steinbruch des Kalkwerkes in Hehlen. Dort mussten bald nach Kriegsbeginn ebenfalls acht Polen Zwangsarbeit leisten, sie waren direkt auf dem Gelände untergebracht. Im Herbst 1943 kamen 40 italienische Zivilarbeiter hinzu, darunter auch einige Jugendliche. Sie wurden 1945 durch italienische Militärinternierte abgelöst. Darüber hinaus wurden Zwangsarbeiter von der Arminiuswerft aus Bodenwerder ‚ausgeliehen’.

    Landwirtschaft und Forst

    Auch im Bodenwerder Stadtforst (‚ausgeliehene’ Arbeitskräfte von der Arminiuswerft) und in der Landwirtschaft in den Dörfern um Bodenwerder wurden Zwangsarbeiter eingesetzt, letztere kamen häufig in Lagern auf den Höfen unter. Bei den polnischen Arbeitern handelte es sich teils um Saisonarbeiter, die aufgrund des Krieges nicht zurückkehren konnten und nun als Zivilarbeiter eingestuft wurden. Ein größerer ‚Arbeitgeber’ war dabei das Gut Schulenburg in Hehlen. Während des Krieges lebten und arbeiteten dort sieben bis zehn Polen, ab 1943/44 zudem rund 12 italienische Militärinternierte. Vom Hofmeister wurden sie schlecht behandelt. Seit 1942 befand sich auch ein Lager im Gasthaus Höwel in Dohnsen, nacheinander lebten dort rund 30-35 Polen, belgische und später französische Kriegsgefangene; auch sie mussten in der umliegenden Landwirtschaft arbeiten.

    Weitere Lager für den Einsatz in der Landwirtschaft gab es in Daspe (polnische Arbeiter) und Heyen (Belgier/Franzosen). In Dielmissen gab es zwei Lager, zum einen auf dem Hof Ahlswede mit 20 – 25 Serben, die später durch Russen abgelöst wurden, zum anderen ein weiteres Lager auf dem Hof Kieper mit 20 – 25 kriegsgefangenen Serben. Die acht polnischen Zivilarbeiter auf dem Hof Dörries arbeiteten hingegen im Weser-Portland-Zement-Kalkwerk der Firma „Klasberg“. In Halle befand sich ein Lager mit 20 kriegsgefangenen Serben auf dem Hof Habenicht. Die dort untergebrachten Männer arbeiteten ebenso in der Landwirtschaft wie polnische Kriegsgefangene aus einem kleineren Lager in Daspe und  belgische/französische Gefangene in einem kleinen Lager in Heyen.

    Offiziell starben in Bodenwerder zehn ausländische Arbeiter. Schwerkranke aus der Region wurden zudem in der Regel nach Holzminden oder Hameln verbracht.

     

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