Die Schriftgröße auf dieser Seite kann im Browser verändert werden (unter "Ansicht" / "Schriftgrad" oder "Ansicht" / "Schrift vergrößern").


    Zur Grafikversion         Seite drucken        Fenster schließen

     

    Uslar

    NS-Zwangsarbeit

     

    Während des Zweiten Weltkrieges mussten zahlreiche verschleppte ausländische Personen sowie Kriegsgefangene in Uslar und Umgebung Zwangsarbeit verrichten. Der nachfolgende Text kann nur einen ersten Überblick geben.

    Landwirtschaft, Forst u.a.

    Die Insassen eines Kriegsgefangenenlagern in Volpriehausen, das ab 1940 im Saal einer Gastwirtschaft bestand, wurden in der Landwirtschaft eingesetzt, vermutlich auch die Gefangenen eines zweiten Lagers. In Eschershausen wurden 15-18 Franzosen und Belgier aus einem lokalen Kriegsgefangenenlager beschäftigt. Ebenfalls bei Bauern in der Umgebung eingesetzt wurden die durchschnittlich 15 serbische Kriegsgefangene, die in einer Gastwirtschaft in Schönhagen untergebracht waren, sowie rund 20 französische Kriegsgefangene, deren Lager sich in Schoningen befand.

    In der Hajestraße in Delliehausen bestand ab 1941 ein Lager mit 15-20 russischen Gefangenen, ab 1944 eines in einer Gastwirtschaft (10 Polen). Weitere Lager befanden sich in Verliehausen (11 serbische Kriegsgefangene), in Vahle (Franzosen und ein Belgier) sowie im Saal einer Gastwirtschaft in Dinkelhausen, wo 20 Kriegsgefangene interniert waren. Letztere wurden sowohl in der Sollinger Holzwarenfabrik als auch in der umliegenden Landwirtschaft eingesetzt.

    Auch zivile Zwangsarbeiter, v.a. Osteuropäer, mussten auf den landwirtschaftlichen Gütern in der Umgebung arbeiten. Ein weiteres Einsatzgebiet in der Region für ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren die lokalen bzw. umliegenden Forstämter und Steinbrüchen.

    Rund 50 in Sohlingen internierte Kriegsgefangene (v.a. Franzosen und einige Belgier) mussten zudem ab 1940 in der Flachsröste und der lokalen Landwirtschaft Zwangsarbeit verrichten. Auch durchschnittlich 80 zivile Zwangsarbeiter arbeiteten für die Flachsröste; sie waren auf dem Fabrikgelände, Langestraße 115 untergebracht. Es handelte sich bei ihnen zur Hälfte um Polen und darüber hinaus hauptsächlich um Niederländer, Ukrainer und Belgier.

    Industrie und öffentlicher Sektor

    Ferner arbeiteten seit 1940 in der örtlichen Landwirtschaft, und bei der Reichsbahn zivile Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus dem Gemeinschaftslager bei der Ziegelei Korte in Allershausen. In diesem Lager lebten rund 30 Belgier, 25 italienische Militärinternierte bzw. Zivilarbeiter, 15 „Ostarbeiterinnen“ (deren Einsatzort ungeklärt ist), jeweils vier Polen und Niederländer sowie 14 in den Zivilarbeiterstatus überführte französische Kriegsgefangene. Rund 25 Belgier wurden später in ein Lager der Bahnmeisterei Allershausen überführt.

    Den Einsatz ausländischer Zwangsarbeiter im Industriezweig betreffend ist zunächst die Möbelfabrik Ilse & Co mit ihren Werken in der Jahnstraße 2 und der Bahnhofsstraße 12 in Uslar zu nennen. Während des Krieges produzierte das Unternehmen u.a. Munitionskisten und Teile für die Flugzeugindustrie. Insgesamt lebten während des Krieges in dem betriebseigenen Lager in der Bahnhofstraße mehr als 600 Zwangsarbeiter, darunter mindestens 280 „OstarbeiterInnen“, 65 Niederländer und 40 Polen, außerdem französische Zivilarbeiter und sowjetische Kriegsgefangene. Polnische und russische Zivilarbeiterinnen waren im Friedrichstift untergebracht. Für das Jahr 1942 ist bekannt, dass die tägliche Essensration der französischen Kriegsgefangenen (vor ihrer Überführung in den Zivilarbeiterstatus) bei nur 330 Gramm lag und darüber hinaus Heizungen und Duschen im Lager nicht funktionierten.

    Zwangsarbeiter wurden ab 1940 bei der Sollinger Eisenhütte beschäftigt, darunter Polen, Franzosen und Sowjetbürger. Ein Lager für rund 50 sowjetische Kriegsgefangene sowie mehrere sowjetische und polnische Zivilarbeiter befand sich ab 1942 direkt auf dem Gelände, von dort sind drakonische Strafen wie Misshandlungen und Überführung in KZ-Haft bekannt. Ein polnisches Arbeitslager (bis zu 40 Personen) des Sägewerks Blessmann bestand darüber hinaus ab 1942 auf dem Betriebsgelände.

    Die Eisengießerei Schneider unterhielt ab 1942 ein Zivilarbeiter- und Kriegsgefangenenlager. Auch die Sollinger Holzwarenfabrik (Rüstungsbetrieb seit 1939) beschäftigte neben den bereits genannten Kriegsgefangene ausländische Zwangsarbeiter, vor allem Frauen aus Jugoslawien, die auf dem Firmengelände untergebracht wurden.

    Heeresmunitionsanstalt

    Mehr als 35 Jahre lang wurden in den Doppelschachtanlagen „Wittekind“ und „Hildasglück“ in Volpriehausen Kali- und Steinsalz gefördert und verarbeitet. Wie bereits andernorts geschehen, wurde 1937 auch in Volpriehausen die Förderung eingestellt und das stillgelegte Kalibergwerk an die Deutschen Wehrmacht verpachtet. Sie nutzte die Anlage fortan als unterirdische Heeresmunitionsanstalt (Bw) (Muna) – mit einer geplanten Lagerkapazität von 30.000 t die größte im Deutschen Reich. Im Waldgebiet an der B 241 zwischen den Schächten wurde 1939 eine entsprechende Fertigungsanlage mit mehreren Hallen gebaut. Bereits beim Bau der Stichstraße dorthin wurden 65 polnische Zwangsarbeiter eingesetzt. Da es an Arbeitskräften fehlte, mussten nach Kriegsbeginn auch in der Muna zahlreiche Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern untertage Zwangsarbeit leisten – verschleppte Zivilpersonen aus Polen, den Benelux-Staaten und dem ehemaligen Jugoslawien, darüber hinaus rund 200 „Ostarbeiterinnen“, 50-100 Kriegsgefangene aus Belgien, Frankreich und Italien sowie rund 30 aus der ehemaligen Sowjetunion.

    Vier nach Nationen getrennte Zwangsarbeiterlager – eines für Polen, ab 1942 eines für die „Ostarbeiterinnen“ sowie ab ca. 1944 je eines für Belgier und italienische Militärinternierte – bestanden auf und vor dem Werksgelände. In zwei weiteren Lagern untergebrachte Zivilarbeiter wurden in der Waffenwerkstatt beschäftigt, in der optische Geräte repariert wurden. Dabei handelte es sich zum Einen um insgesamt rund 120 „Ostarbeiterinnen“, Niederländer und Belgier, sowie andererseits um besonders qualifizierte französische Zivilarbeiter. Aus der Muna sind Todesfälle aufgrund der Arbeitsbedingungen und Misshandlungen bekannt; so wurde ein Zeuge Jehovas, der sich weigerte in der Rüstungsproduktion zu arbeiten, zu Tode geprügelt. Aus dem Jahr 1944 sind zudem Sabotageakte vonseiten der Zwangsarbeiter bei der Munitionsfertigung überliefert.

    Als letzte verfügbare ‚Arbeitskraftreserve’ mussten in der Muna darüber hinaus durchschnittlich 60-100 männliche Jugendliche aus dem Konzentrationslager Moringen Zwangsarbeit verrichten. Von Juli 1944 bis April 1945 wurde im Obergeschoss einer Lagerhalle in der heutigen Industriestraße schließlich ein Außenlager des Jugend-Konzentrationslagers eingerichtet.

     

    Zurück

     

     

    Hauptnavigation:

    Unternavigation zu 2.:

    1. Start

    Südniedersachsen

    2. Orte A-Z

    Orte A-C

    3. Erinnern in der Region

    Orte D-G

    4. Aktuelles

    Orte H-M

    5. Medien / Links

    Orte N-Z

    6. Netzwerk

      Nörten-Hardenberg

     

      Northeim

     

      Osterode

     

      Radolfshausen

     

      Rosdorf

     

      Staufenberg

     

      Uslar

     

      Walkenried

     

    Glossar

     

     

     

     

     

     

     

     

     

Kontakt     Suche     Impressum     Fenster schließen

Seite drucken 

Alle Texte und Abbildungen sind urheber- und nutzungsrechtlich geschützt!