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Katlenburg-Lindau

Jüdisches Leben und Verfolgung

Im Jahr 1849 zog die jüdische Familie Stern von Sudheim (Northeim) nach Lindau, zu Beginn der 1870er Jahre lebten im Ort 19 Juden. Sie waren gut in die Gemeinschaft vor Ort integriert. Die jüdischen Einwohner waren an die kurz zuvor gegründete Synagogengemeinde Sudheim – Northeim – Hillerse angeschlossen, deren Sitz 1876 von Sudheim nach Northeim verlegt wurde. 1895 hatte Lindau fünf jüdische Einwohner. Bis Anfang des 20. Jahrhundert zogen hauptsächlich die Jüngeren in größere Städte wie Northeim und Göttingen um oder emigrierten. Laut der Erinnerung einiger Lindauer fuhr noch bis zum Zweiten Weltkrieg ein jüdischer Kaufmann namens Bacharach und ein Pferdehändler durch den Ort. Auch durch Katlenburg fuhren bis 1936 jüdische Händler, bevor es für sie aufgrund der zunehmend antisemitischen Stimmung nicht mehr möglich war.

Zeugen Jehovas

Der Katlenburger Bürger Karl Domeier, geb. in Dorste (Osterode) wurde 1937 aufgrund seiner Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas – und damit verbunden der Verweigerung der Wehrpflicht und allgemein einer religiös motivierten, pazifistischen Verweigerungshaltung gegenüber dem Nationalsozialismus – verhaftet und verbrachte seine zweijährige Haftstrafe in Gefängnissen und dem Emslandlager V, Neusustrum. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe wurde Domeier nicht freigelassen sondern in den Konzentrationslager Sachsenhausen und Wewelsburg interniert. Er überlebte und kehrte nach der Befreiung zurück nach Katlenburg.

... und weitere Beispiele

Einen organisierten politischen Widerstand hat es während des NS-Regimes in Katlenburg-Lindau nicht gegeben, durchaus aber oppositionelles Verhalten. Einzelne Personen galten noch Ende der 1930er als Zentrumsanhänger und demzufolge als Gegner der NSDAP. Psychischer und wirtschaftlicher Druck wurde auf jene Leute ausgeübt, die sich der Partei verweigerten, so wurden keine öffentlichen Aufträge mehr an Bauunternehmer Schaper vergeben. Der Stahlhelm, eigentlich Mitstreiter der SA, galt in diesem Fall interessanterweise als „Sammelbecken“ für jene, die keiner NS-Organisation beitreten wollten.

Anfang 1939 wurden zwei Lindauer Bürger verhaftet und beschuldigt, ein Spottgedicht über den Bürgermeister verfasst zu haben, das sich im Umlauf befand. Sie wurden freigesprochen, die Partei erklärte jedoch beide zu „Staatsfeinden“. Auf einer Kundgebung im März des Jahres wurden ihre Familien bedroht und Türen sowie Fenster ihrer Wohnhäuser zerstört.

Ebenfalls sollen der katholische Priester aus Lindau und die evangelischen Pastoren aus Katlenburg, Berka und Elvershausen der Partei gegenüber eine kritische Haltung bezogen haben – vor allem, da diese sich immer mehr in soziale und kirchliche Belange einmischte und deren Autorität und Selbstständigkeit bedrohte.

 

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