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Todesmarsch
Die sichtbare Präsenz des Themas 'Todesmarsch' v.a. in der Harzregion durch die spätere Aufarbeitung in Form von Gedenktafeln und -steinen verdient eine gesonderte Betrachtung. Aufgrund des inhaltlichen Zusammenhangs überschneiden sich einige der hier genannten Gedenkorte mit jenen des NS-Lagersystems (Konzentrationslager, S-Zwangsarbeit, Zuchthaus ...).
- Mit einer Tafel wird auf dem Friedhof in Badenhausen drei während eines Zugtransports gestorbener KZ-Häftlinge aus Mittelbau-Dora gedacht.
- Ein Gräberfeld mit KZ-Häftlingen aus Brunshausen sowie ein Gedenkstein für die 40 am Tag der Evakuierung erschossenen KZ-Häftlinge befinden sich auf dem Bad Gandersheimer Salzbergfriedhof, Holzmindener Straße. Die am 4. April 1945 erschossenen und zunächst im Wald bei Clus verscharrten Häftlinge wurden im Juni 1945 auf den Salzbergfriedhof umgebettet. Der Gedenksteins wurde vermutlich Ende der 1940er oder Anfang der 1950er Jahre errichtet.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da (Sophokles) Es haben ihr Leben geben müssen in einer dunklen Zeit der Geschichte für ein hellere Zukunft 4. April 1945 [40 NAMEN]"
- Später wurde neben den großen Gedenkstein eine kleine, auf dem Boden liegende Gedenkplatte platziert. Die Datierung ist auch hier nicht gesichert, vieles spricht jedoch für eine Stiftung im Zusammenhang mit dem Besuch dreier ehemaliger französischer Häftlinge 1979.
"N'oublions jamais Ce 4 Avril 1945 commando de Bad-Gandersheim Camp des Buchenwald A nos camarades abattus par les Nazis pour la liberté"
- Im Cluser Wald steht ein Gedenkkreuz für die 40 dort erschossenen KZ-Häftlinge. Die Aufstellung erfolgte durch das Friedensbündnis im Rahmen der Gedenkfeier am 4. April 1991. Es trägt zusätzlich die senkrechten Inschrift "Memento mori".
"Zu krank für den Abmarsch bei der Auflösung des KZ Brunshausen wurden am 4.4.1945 hier 40 Häftlinge erschossen. Sie liegen auf dem Salzbergfriedhof Bad Gandersheim."
- Eine Gedenktafel am Portal der ehemaligen Klosterkirche Brunshausen erinnert u.a. an das KZ-Außenlager und den sogenannten Todesmarsch. Sie wurde 1985 von der lokalen Friedensinitiative angebracht, die Inschrift musste im Vorfeld aufgrund von Protesten mehrfach geändert werden.
"[...] Im 2. Weltkrieg ist das Kloster zunächst Kriegsgefangenenlager. Im Oktober 1944 richtet der nationalsozialistische Staat Bruns- hausen als Konzentrationslager ein. KZ-Häftlinge aus Buchenwald arbeiten im benachbarten Rüstungs- betrieb. Die Kirche dient als Häftlingsunterkunft, der Hof als Appellplatz. Am 4. April 1945 müssen die 600 Gefangenen wegen der heranrückenden Befreier abmarschieren.40 nicht gehfähige Häftlinge werden in den Clus- Wald getrieben, erschossen und verscharrt. Nach Kriegsende müssen Gandersheimer Frauen die Ermordeten mit den Händen ausgraben. Die Toten werden auf den Salzberg- Friedhof umgebettet, wo ein Ehrenmal an das unmenschliche Geschehen erinnert. Wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen."
- Im Zuge der Einweihung des Robert-Antelme-Weges wurde 2002 nahe der Kirche in Brunshausen eine Tafel errichtet, die über den ehem. französischen KZ-Häftling und Autor Antelme informiert. Es handelt sich um den Weg vom Lager in den Cluser Wald, wo die 40 nicht gehfähigen Häftlinge am 4. April 1945 erschossen wurden.
"Als Mitglied der Résistance wurde Robert Antelme 1944 verhaftet und in das KZ Buchenwald deportiert. Mit rund 600 anderen Häftlingen aus 14 Nationen kam Er im Oktober 44 zum Außenkommando Gandersheim in Brunshausen. Die Männer arbeiteten hier vorwie- gend im Heinkel-Flugzeugwerk. In den ersten Monaten diente die Klosterkirche als Unterkunft, bis Baracken auf dem Werksgelände errichtet waren. Beim Herannahen
der alliierten Truppen wurde das Außenkommando evakuiert und in Richtung des Kon- zentrationslagers Dachau in Marsch gesetzt. 40 nicht gehfähige Häftlinge wurden im nahen Wald erschossen. Von den restlichen Gefangenen, die auf Irrwegen gen Süden getrieben wurden, kamen nur noch etwa 100 in Dachau an, unter ihnen Robert Antelme. Als lebender Leichnam kam er nach Kriegsende nach Frankreich zurück. Seine Lebensgefährtin Marguerite Duras verarbeitete ihr Warten auf ihn und die Wieder- Begegnung
in dem Roman "Der Schmerz". 1947 schrieb Antelme seine Erlebnisse im Lager Brunshausen auf, die 1957 in Frankreich unter dem Titel "L'epéce humaine" und erst 1987 als "Das Menschengeschlecht" in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht wurden. Die erste deutsche Übersetzung wurde allerdings schon 1949 im Ostberliner Aufbau-Verlag gedruckt. Wer heute den Robert-Antelme-Weg beschreitet, folgt dem letzten Weg der 40 nicht gefähigen Mithäftlinge Antelmes
von Brunshausen zur Erschießungsstelle."
- Auf dem Bergfriedhof in Bad Grund, Laubhütter Weg, befinden sich einige Kriegsgefangenengräber sowie ein Sammelgrab für sieben KZ-Häftlinge unterschiedlicher Herkunft und Todesart/-datums, die im April 1945 die Todesmärsche nicht überlebten. Zwei von ihnen wurden nach 1945 auf andere Friedhöfe überführt. Seit 2009 befindet sich auf dieser Kriegsgräberstätte auch eine Geschichts- und Erinnerungstafel.
- Ein Gedenkstein unterhalb des Parkplatzes "Iberger Tropfsteinhöhle" bei Bad Grund erinnert seit 2000 an diesen Todesmarsch der Gandersheimer KZ-Häftlinge und insbesondere an den dort ermordeten Zeugen Jehovas Bernhard Döllinger. Er wurde im Zuge des u.g. "Wegzeichenprojekts" errichtet.
- In den Jahren 200 bis 2002 wurde der Todesmarsch der Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Brunshausen anhand von Gedenkstelen im Harz nachgezeichnet. Die sieben Stelen dieses "Wegezeichenprojektes Westharz" befinden sich entlang des Marschweges, und zwar:
- östlich der B 242 bei Mönchehof - am Iberg bei der Schachtpinge "Unterer Hasselberg" - nahe der B242 im Steinbruch oberhalb der "Pferdetränke"
- an der Kirche in Zellerfeld
- am Hirschler Brink hinter Clausthal
- am Stieglitzeck - am ehem. Sägewerk Buchholz in Braunlage und erinnern an die Qualen und/oder die Ermordung von Häftlingen an den jeweiligen Stellen.
- Stelen zum Todesmarsch vom April 1945 von rund 3.500 Häftlingen aus dem KZ Mittelbau-Dora, die einen Teil der Strecke von Osterode am Harz über Clausthal-Zellerfeld nach Oker zu Fuß zurücklegen mussten, befinden sich
- am Ortsausgang von Freiheit - kurz hinter Lerbach an der ehemaligen Grube „Weintraube“ - bei Lerbach am Heiligenstock - vor der Kirche in Clausthal - hinter Zellerfeld - hinter Altenau (heute im Okerstausee) - im Okertal - am Bahnhof Oker und erinnern jeweils an dort ermordete KZ-Häftlinge oder an andere Grausamkeiten wie in Clausthal, wo SS-Leute einen Eimer Wasser umstießen, den eine Anwohner für die Häftlinge bereitgestellt hatte . Auch die Nachzeichnung dieses Todesmarsches war Teil des o.g. "Wegzeichenprojektes" im Westharz in den Jahren 2000-2002.
- Auf dem Friedhof in Dielmissen befinden sich das Grab eines polnischen Arbeiters sowie Gräber von zwei unbekannten Häftlingen des Zuchthauses Hameln, die auf dem Evakuierungsmarsch nach Holzen bei Dielmissen starben.
- 64 Ausländergräber befinden sich auf dem Friedhof in der Thomas-Mann-Straße, Herzberg. Unter den dort Bestatteten befinden sich auch vier Kinder sowie mehrere KZ-Häftlinge, die während der Todesmärsche ermordet wurden.
- Ein Gedenkstein am Bahnhof in Herzberg erinnert an die vielen Menschen, die während des Nationalsozialismus per Zug über die südharzer Bahnlinie Northeim-Herzberg-Nordhausen deportiert wurden.
"Zur Erinnerung – den Opfern der Deportationen Am 22. April 1942 um 20 Uhr fuhr der Deportationszug ‚DA 52’ mit 941 deutschen Juden von Düsseldorf über Herzberg zum SS-Sonder- lager Trawniki bei Lublin. In Trawniki wurden 22.000 Juden ermordet. Bei der Räumung der Lager des KZ Mittelbau wurden allein am 4./5. April 1945 durch Herzberg 9.000 Häftlingen [sic!] aus Harzungen, Woffleben und Mittelbau-Dora transportiert. In Viehwaggons gepfercht, tagelang ohne Verpflegung erreichten sie nach 6 Tagen das KZ Bergen-Belsen. Viele erlebten ihre zum Greifen nahe Befreiung nicht mehr. 9 Deportierte, deren Leichen am Gleis nach Scharzfeld gefunden wurden, ruhen auf dem Herzberger Friedhof. Eisenbahnen sind unpolitisch. Das schützt sie nicht vor Missbrauch machte die Eisenbahnern zu Mitwissern und Mitwirkenden bei den Verbrechen des NS-Staates. Auch Eisenbahner der Südharzstrecke waren hierin verstrickt."
- Auf dem Ehrenfriedhof im Wald südöstlich von Holzen, im Wald am Ende des Gildehufewegs, befinden sich 53 Einzelgräber von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Insassen des Zuchthauses Holzen. Außerdem sind auf dem Friedhof zwei Massengräber von KZ-Häftlingen eines Evakuierungszuges aus dem KZ Mittelbau-Dora und eines Todesmarsches aus dem KZ Bad Gandersheim (1961 bzw. 1963 hierhin überführt) angelegt worden. Der Friedhof ist heute die zentrale Erinnerungsstätte im Landkreis Holzminden.
"Hier ruhen 26 Unbekannte eines Konzentrationslager- Eisen- bahntransportes, im April 1945 zunächst bei Tettenborn, Land- kreis Osterode am Harz bestattet."
- Ein Gedenkstein von 1945 an einem Gräberfeld auf dem Johannisfriedhof in Osterode erinnert in polnischer Schrift an 30 KZ-Häftlinge aus Mittelbau-Dora. Diese wurden Anfang April erschossen, als sie am Kaiserteich in Osterode aus den Güterwaggons aussteigen und zu Fuß bis Oker marschieren mussten (wo sie bis Ravensbrück erneut in Züge verfrachtet wurden). Sie wurden zunächst in der Nähe verscharrt, aber gleich nach dem Einmarsch der Amerikaner umgebettet.
- Ein Gedenkstein für die getöteten Häftlinge des Todesmarsches vom 7./8. April 1945 steht seit 1997 am Kaiserteich / Südbahnhof in Osterode.
"Hier wurde eine unbekannte Zahl von Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora am 8.4.1945 ermordet Den Lebenden zur Mahnung"
- Eine Informationstafel erinnert seit 2000 an 26 auf bei einer Evakuierung ermordeten KZ-Häftlinge in Tettenborn.
- Auf dem Hauptfriedhof in Walkenried befindet sich ein Ehrengrab für fünf unbekannte und dorthin umgebettete KZ-Häftlinge.
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